Wenn du festgestellt hast, dass Schreiben dir Spaß macht und du für deine ersten Texte ein positives Feedback bekommen hast, stellt sich vielleicht die Frage, ob das jetzt die Möglichkeit ist, durchzustarten.
So war es zumindest bei mir. Da ich früher schon in anderen Bereichen beruflich selbstständig war, hatte ich eine gewisse Ahnung davon, mit welchen Kosten ungefähr zu rechnen ist. Damit meine ich nicht Miete, Auto und Essen, sondern die Kosten, die entstehen, wenn man sich selbstständig macht.
Krankenkasse: Die höchsten monatlichen Kosten bei der Selbstständigkeit
Ich habe nicht gerade wenig in die Krankenkassen eingezahlt in meiner Zeit als selbstständige Therapeutin und Maklerin. Wie erfreut war ich darum, als ich jetzt bei meiner Recherche auf die Künstlersozialkasse (KüKa) gestoßen bin.
Hier kann man sich Unterstützung für die hohen Krankenkassenbeiträge holen – indem man sich anmeldet und dann über die Künstlersozialkasse bei seiner „eigentlichen“ Krankenkasse versichert bleibt – allerdings zu deutlich günstigeren Konditionen.
Warum das so ist? Die Künstlersozialkasse unterstützt ganz bestimmte Berufsgruppen und sorgt so dafür, dass selbstständige Künstler und Publizisten, wozu auch Texter*innen zählen, einen ähnlichen Schutz der gesetzlichen Sozialversicherung genießen, wie Arbeitnehmer. Die KüKa übernimmt also einen Teil meiner Krankenkassen- und Sozialversicherungsbeiträge.
Welche Berufsgruppen genau sich über die KüKa absichern können ist auf deren Homepage nachzulesen. Auch welche Voraussetzungen du genau erfüllen musst, erfährst du dort. Und hier erhältst du auch den Antrag zum Herunterladen als PDF und weitere Unterlagen.
Also ich muss sagen, für mich war diese Möglichkeit ein Grund, so schnell den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Steuern: Der zweite große Posten
Tja – mit dem Finanzamt bin ich jetzt nicht gerade best friends. Und auch mit Steuerberatern habe ich extrem schlechte Erfahrungen gemacht. Also mache ich meine Steuererklärung selbst.
Wenn man keine Immobilien, Firmen oder sonstige Kapitalanlagen besitzt, nur ein Einkommen hat und auch ansonsten keine steuerlichen Sonderformen vorliegen, ist das nicht sehr schwer. Vorausgesetzt, man macht eine ordentliche monatliche Abrechnung oder hat jemanden, der sich damit auskennt und das übernimmt. Denn diese ist Grundlage der Steuererklärung.
Für mich ist es tatsächlich von Vorteil, meine monatliche Abrechnung in Eigenregie zu übernehmen, da ich dann am Jahresende bei der Steuererklärung einfach einen besseren Überblick habe.
Was mir neu war zum Thema Selbstständigkeit
Einiges hat sich geändert beim Finanzamt und war mir nicht bekannt.
1. Ich muss selbst als Kleinunternehmer eine Umsatzsteuererklärung abgeben. Damit möchte das Finanzamt prüfen, ob ich noch in die Kleinunternehmerregelung falle. Im Grunde könnten sie das auch der Einnahmenüberschussrechnung EÜR entnehmen, aber naja …
2. Ich muss Steuervorauszahlungen leisten. Auch das kenne ich im Grunde nur aus meinen früheren unternehmerischen Tätigkeiten in Verbindung mit der Umsatzsteuervoranmeldung. Wann sich das geändert hat, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass das Finanzamt mittlerweile selbst von Rentnern und Arbeitnehmer Steuervorauszahlungen verlangt. Allerdings muss man dem nicht in jedem Fall nachkommen. Gib es begründete Einwände, wie beispielsweise eine ständig wechselnde Auftragslage, kann man mit einem formlosen Antrag zumindest die Höhe der Vorauszahlung senken.
Was ich schon kenne:
Als Kleinunternehmer muss ich in meinen Rechnungen keine Mehrwertsteuer (Umsatzteuer) ausweisen. Außerdem reicht es, für das Finanzamt eine EÜR = Einnahmen-Überschuss-Rechnung zu erstellen. Das ist eine Aufstellung aller Einnahmen und Ausgaben und den daraus resultierenden Überschüssen – also dem Gewinn. Mit einer Excel Tabelle ist das ganz einfach möglich und wirklich kein Hexenwerk. Diese muss nur regelmäßig gepflegt werden.
Zweitens erstellt man dann seine Einkommenssteuererklärung und fertig ist die Laube. Mit ein wenig Fleiß kann man das ganz gut allein bewerkstelligen. Und das Finanzamt hat zudem eine Beratungspflicht, die ich beispielsweise immer voll ausschöpfe. Das heißt, wenn ich an meiner Steuererklärung sitze, klingelt bei „meinem“ Finanzamt öfter mal das Telefon. Zum Glück war „mein“ Fi.-Amt – Sachbearbeiter immer sehr freundlich in der Vergangenheit.
Welche Kosten fallen noch an für eine Selbstständigkeit?
Anfang habe ich mir keine großen Gedanken über Versicherungen gemacht. Erst im Zuge eines Auftrags mit Dienstleistungsvertrag kam ich darauf.
Für die meisten meiner Kunden arbeite ich ohne Vertrag. Hier reicht in der Regel die Absprache zum Textumfang und der Vergütung per Mail aus. Und bis heute habe ich damit noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Das heißt, es haben immer alle Kunden bezahlt, was vereinbart war und ich habe auch dementsprechend geliefert.
Nun gab es aber mittlerweile schon 3 Kunden, die mit mir einen Dienstleistungsvertrag oder Werkvertrag abgeschlossen haben. Aufgrund der darin enthaltenen Schadensersatzleistungen habe ich das erste Mal über eine Versicherung nachgedacht und letztendlich nach intensiver Recherche auch eine gefunden. Und zwar bin ich bei der Hiscox Versicherung gelandet. Die bieten maßgeschneiderte Produkte für Texter*innen und Blogger*innen an.
Minimalismus als Gewohnheit
Bei mir sind die drei Faktoren – Krankenkasse, Steuern und Versicherung – das, was am meisten an meiner Selbstständigkeit Geld kostet. Sicher benötige ich Internet, einen PC oder Laptop und ein Smartphone. Aber die Dinge hatte auch vorher schon und musste hier nichts investieren, um mein Business zu starten.
Im Grunde spare ich im Gegensatz zu meinem letzten Arbeitsverhältnis eine ganze Menge ein:
- Zeit für den Weg zur Arbeit und nach Hause
- Nerven
- Geld für Arbeitswege, Klamotten …
Ich habe momentan keine immensen Einnahmen. Auf der anderen Seite habe ich aber auch so gut wie keine Ausgaben.
Meine Klamotten kaufe ich schon seit über 10 Jahren ausschließlich gebraucht beispielsweise bei eBay. Das Gleiche trifft für Schuhe, Bücher, Geschirr, Kaffeemaschine … zu. Selbst meinen ersten 17“ Laptop von Acer habe ich dort gekauft. Und ich muss sagen, mittlerweile bin ich eine „Überzeugungstäterin“ und es tut mir regelrecht weh, wenn ich mal was NEUES in einem Geschäft kaufen muss.
Mein Auto ist 14 Jahre alt. Und wenn es mal nicht mehr kann, werden für mich auch das Fahrrad und die öffentlichen Verkehrsmittel ausreichen. Ich versuche immer mehr minimalistisch zu leben und manche Dinge sind schon so automatisiert, dass ich es nicht mehr als Verzicht empfinde – es ist einfach „normal“.
Was ich eigentlich sagen möchte – die Kosten sind kein Grund, nicht mit dem Schreiben anzufangen. Ganz im Gegenteil. Als Autor*in oder Texter*in ist man in einer recht komfortablen Situation. Zumindest empfinde ich es so. Man kann im Grunde überall schreiben, ist unabhängig, braucht nicht viel Equipment und die Aufträge sind super abwechslungsreich.
Außerdem gibt es durchaus die Option, sein Business auszuweiten, zum Beispiel indem man Fotos verkauft, Grafiken für Social Media erstellt und so weiter. Im Grunde leben wir momentan in einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten.
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