Ingwer wurde schon vor sehr langer Zeit kultiviert, wobei die exakte Herkunft der Pflanze kaum noch genau bestimmbar ist. Behauptet wird allerdings, Ingwer stamme ursprünglich von den tropischen Inseln. Heutzutage gibt es ihn in jedem gut sortierten Supermarkt zu kaufen, sodass ich die Ingwerknolle regelmäßig verwende.
Wie kam Ingwer nach Europa?
Ihren Weg nach Europa fand die Ingwerknolle wahrscheinlich erstmalig zweitausend Jahre vor Christi Geburt – und zwar durch den Seehandel mit Südasien. In China erwähnte der berühmte Konfuzius sie bereits 500 Jahre vor Christi Geburt in seinen Schriften.
Am Ende war es angeblich Alexander der Große, der die Pflanze von seinen Feldzügen mitgebracht und nach Griechenland einführt hat. Die Griechen nutzen Ingwer von Anfang an nicht ausschließlich als Gewürz, sondern ebenfalls als Heilpflanze bei allerlei körperlichen Leiden.
In Frankreich wurde man auf Ingwer als Heilpflanze ebenfalls recht schnell aufmerksam, als Mönche diese in ihren Klöstern zur Behandlung von Beschwerden einsetzten. In Deutschland jedoch dauerte es bis in die 60iger Jahre, bis Ingwer in der Lebensmittelzubereitung verwendet wurde.
Was genau ist Ingwer?
Ingwer, wie wir ihn heute kennen, gehört zu den Ingwergewächsen. Zu ihnen zählen beispielsweise auch Kurkuma und Zitwerwurzel. Verwendet wird von den Pflanzen in der Regel nur der unterirdische Hauptstock der Wurzel – das sogenannte Rhizom.
In der Fachwelt wird das Rhizom als Sprossachsensystem bezeichnet, von dem aus sich nach unten die eigentliche Wurzel der Pflanze und nach oben die Pflanze selbst ausbildet. Das Rhizom dient vorrangig der Speicherung von Stoffen und der vegetativen Vermehrung der Pflanze. Und genau dieses Rhizom ist es, welches wir im Handel als Ingwer einkaufen.
Wo wird Ingwer angebaut?
Am häufigsten wird die Pflanze in Ländern wie Sri Lanka, China, Indonesien, Vietnam und Japan geerntet. Aber auch in Frankreich, Nigeria und Australien baut man mittlerweile Ingwer an.
Die Aufzucht bedarf großer Sorgfalt und ist relativ langwierig. Sie beginnt mit dem Einpflanzen eines einzelnen Rhizomen Stückes. Dieses braucht in der Regel ca. zwei Jahre, bis aus ihm ein erntereifes Rhizom entsteht. Die Ingwerpflanze erreicht dabei eine Höhe zwischen 50 – 150 cm.
Wie nutzt man Ingwer?
Das Rhizom kann sowohl gekocht als auch in roher Form vielfältig verwendet werden. Aus der asiatischen Küche kennt man es häufig als Gewürz für naturbelassene Gerichte wie beispielsweise Salate oder als frische Beilage von Sushi.
Auch wenn man Ingwer hierzulande häufig als gelbes Rhizom vorfindet, gibt es ihn je nach Sorte auch in den Farben Weiß oder Rot. Ingwer erkennt man an seinem herzhaften, würzig-scharfen bis brennenden Geschmack. Die Ursache dafür sind die in dem Rhizom enthaltenen Substanzen wie: ätherisches Öl, Harzsäuren und Gingerole.
Was genau steckt im Rhizom?
Die Ingwer-Knolle hat es wirklich in sich, denn sie steckt voller wertvoller Substanzen:
• Vitamin C
• Vitamin E
• Vitamin B1, B2, B3, B5 und B6
• Folsäure
• Eisen
• Kalzium
• Zink
• Magnesium
• Kalium
• Phosphor
• Natrium
• verdauungsfördernde und kreislaufanregende Stoffe wie Borneol und Cineol
• Scharfstoffe Gingerole und Shogaole
So freut sich beispielsweise unser Herz-Kreislaufsystem über Ingwer im Essen, denn die Scharfstoffe aus der Knolle regen die Durchblutung an und senken den Cholesterinspiegel. (1)
Warum gilt Ingwer als natürliches Heilmittel?
Immer mehr Menschen besinnen sich auf die Heilkräfte der Natur und nutzen Ingwer als alternative Anwendung bei vielen körperlichen Beschwerden. So soll die Knolle beispielsweise bei Reiseübelkeit eine gute Wirkung zeigen. Aber was kann sie tatsächlich?
Was ist das Besondere am Ingwer?
Ihre wertvollen Eigenschaften verdankt die Ingwerknolle neben den vielen Vitaminen und Mineralien den in ihr verborgenen Scharfstoffen:
• Gingerole
• Shogaole
Diese Stoffe sorgen für eine vermehrte Ausschüttung von Verdauungsenzymen und Verdauungssäften. Das wiederum führt zur Anregung der Eiweißverdauung, der Fettverdauung und der Verdauung von Kohlenhydraten. Doch es kommt noch einiges mehr zusammen.
Was ist Gingerol?
In Ingwer stecken gleich mehrere Gingerole. Sie sind zusammen mit den Shoagolen für die Schärfe der Knolle verantwortlich und werden als phenole Naturstoffe bezeichnet. Gingerole haben bestimmte Wirkungen auf unseren Organismus und sind in der Lage, auf unser Übelkeitsempfinden und den Brechreiz positiven Einfluss auszuüben.
Was ist Shogaol?
Die genaue Bezeichnung des scharfen Stoffes ist 6-Shogaol. Es kommt als natürliche Substanz in der Ingwerknolle vor und ist aufgrund seiner vielen positiven Eigenschaften von besonderem medizinischem Interesse und daher häufig Gegenstand der Forschung.
So berichten mehrere Studien davon, dass 6-Shogaol sowohl in vitro als auch in vivo in der Lage ist, die Ausbreitung von gastrointestinalen Tumoren zu hemmen (2). Auch auf die Entwicklung von Prostatakrebs hat die Substanz eine positive Wirkung (3) und ihr präventiver Einsatz gegen Brustkrebs wird ebenfalls untersucht (4).
Was können Gingerol und 6-Shogaol?
In Asien wird Ingwer fast überall als Heilmittel verwendet und in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) gegen folgende Leiden eingesetzt:
- Magenschmerzen und Übelkeit
- Asthma
- Atembeschwerden
- Rheuma
- Zahnschmerzen
- Daher wird Ingwer bezüglich folgender verschiedener Forschungsschwerpunkte eingehend untersucht:
- Entzündungen
- Asthma
- Übelkeit
- Erbrechen
- kardiovaskuläre Erkrankungen (Herz-Kreislauf-System Erkrankungen)
- Diabetes mellitus
- Krebs
- Demenz
- Colitis ulcerosa (chronisch entzündliche Darmerkrankung)
- Blutplättchen-Agglomeration
Was sagt die Forschung über Ingwer und seine Wirkungen?
Bislang lassen die wissenschaftlichen Daten vermuten, dass die beiden Substanzen Gingerol und Shogaol über ein enormes antioxidatives Potenzial verfügen, welches sie entfalten, indem sie die Superoxid- und Stickstoffproduktion in den Zellen hemmen. Gleichzeitig scheinen sie die Lipid-Per-Oxidation zu unterdrücken und reduziertes Glutathion zu schützen.
Zudem vermuten die Wissenschaftler, dass die Stoffe dazu in der Lage sind, das Wachstum von Krebszellen zu unterdrücken bzw. die Apoptose (Zelltod) und Zytotoxizität (Schädigung von Zellen) auszulösen.
Aufgrund der in ihm enthaltenen Stoffe hat Ingwer folgende positive Wirkungen auf unseren Körper:
- Hemmung der Lipo- und Cyclooxygenase und dadurch Unterdrückung von Enzymen, welche im Organismus entzündliche Prozesse auslösen
- Interaktion mit hitze- und schmerzempfindlichen Rezeptoren und Rezeptoren im Magen-Darm-Trakt – dadurch beruhigen und schmerzlindernd
- Unterdrückung von Übelkeit und Brechreiz
- entzündungshemmend und schmerzstillend
Studien zu Ingwer
Auch wenn die Forschungsgebiete in Bezug auf die Ingwerknolle vielfältig sind, liegen nur wenige valide Studien in-vivo vor. Dennoch gibt es wissenschaftliche Belege dafür, dass Ingwer nicht nur als mildes Mittel gegen Übelkeit wirksam ist.
Verschiedene Untersuchungen aus dem Bereich der Schmerzforschung unterstützen die These, dass Ingwer in der Lage ist, Schmerzen zu lindern. Beispielsweise wurden dafür 150 Frauen mit Menstruationsbeschwerden mit Ingwer in einer Doppelblindstudie behandelt.
Die Ingwer-Gruppe erhielt 3 Tage lang 4 x täglich 250 mg Ingwer als Kapseln. Die beiden anderen Kontrollgruppen bekamen stattdessen 400 mg Ibuprofen und 250 mg Mefenaminsäure (Nichtsteroidales Antirheumatikum). Das Ergebnis: Alle drei Gruppen konnten von einer deutlichen Schmerzlinderung berichten.
Ingwer ist also als alternatives Schmerzmittel durchaus wirksam und ruft dabei im Gegensatz zu den o.g. Medikamenten keine Nebenwirkungen hervor.
Ganz im Gegenteil. Wo Schmerzmittel zum Beispiel häufig Probleme mit dem Stuhlgang auslösen, sorgt Ingwer für eine gute Verdauung und regelmäßige Toilettengänge.
Ingwer in der Krebstherapie
Aus weiteren Studien geht hervor, dass Ingwer bestimmte Rezeptoren in unserem Gehirn positiv beeinflusst, die für den Brechreiz zuständig sind und während einer Chemotherapie aktiviert werden. Mit ihm ist es also möglich, die Übelkeit während der Chemo zu verringern.
Ingwer als Appetitzügler
Die Columbia University in New York konnte in einer kleinen Pilotstudie mit 10 übergewichtigen Männern nachweisen, dass diese unter der Anwendung von Ingwertee (aus Ingwerpulver) deutlich weniger Hunger hatten, wodurch sie weniger aßen und sich trotzdem ausreichend gesättigt fühlten.(5)
Zugleich konnte bei den Probanden eine gesteigerte Thermogenese (Produktion von Wärme durch Stoffwechselaktivität) festgestellt werden, welche überschüssige Energie in Wärme umwandelt und die Gewichtsreduktion unterstützt.
Ingwer bei Entzündungen und Arteriosklerose
Mithilfe von zahlreichen Tier- und Laborversuchen versucht man seitens der Forschung weiterhin Inger und seiner Wirkungen in Bezug auf:
- Oxidation
- Entzündungen
- Arteriosklerose
auf den Grund zu gehen.
Forscher versuchen noch mehr darüber herauszufinden, wie Ingwer Krebszelle beeinflussen und den Blutzucker senken kann. So konnte beispielsweise die Entwicklung von Arteriosklerose bei Labormäusen durch die Gabe von Ingwer deutlich verzögert werden. Auch Dickdarmkrebs konnte Ingwer bei Ratten unterdrücken.
Ingwer bei Magen- und Darmbeschwerden
Die Menge an Menschen, die unter dem Bakterium Helicobacter pylori leiden, nimmt stetig zu. Es besiedelt die Magenschleimhaut der Betroffenen und verursacht unterschiedliche Beschwerden. In Reagenzglas-Tests konnten Forscher in Amerika nachweisen, dass Ingwer das Wachstum des Bakteriums verzögert. Und selbst durch Chemikalien geschädigte Leberzellen nahm Ingwer bei Laboruntersuchungen in Schutz.
Ingwer – eine medizinische Heilpflanze
In einer Studie der “State of the World’s Plants” die von 128 Forschern aus zwölf Ländern durchgeführt wurde, haben ca. 30.000 Pflanzen zur Anwendung als medizinische Heilpflanzen eingestuft. Allerdings werden davon nur 16 in weltweit anerkannten medizinischen Publikationen erwähnt. Eine von ihnen ist Ingwer.
Im Jahr 2018 wurde Ingwer sogar zur Heilpflanze des Jahres gekürt und vom Herbal Medicinal Product Committee als “medizinisch anerkannt“ bewertet.
Anwendung von Ingwer
Die genannten Studien und Untersuchungen zeigen deutlich, dass Ingwer in der medizinischen Fachwelt immer mehr Anerkennung findet und somit bei vielerlei Beschwerden zum Einsatz kommen kann:
- Erkältungen
- Schmerzen / auch Zahnschmerzen
- Übelkeit bei Schwangerschaft und Reisekrankheit
- Arthrose, Rheuma
- Übergewicht
- Übelkeit bei Chemotherapie
Auch wenn vieles noch nicht ausreichend erforscht und bewiesen ist, wird es seinen Grund haben, dass Ingwer in der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM seit Jahrtausenden bereits erfolgreich eingesetzt wird.
Wirkung/Nebenwirkungen
Was bei einem empfindlichen Menschen Blähungen und Durchfall auslösen kann – wozu die Scharfstoffe im Ingwer durchaus in der Lage sind – führt bei einem weniger empfindlichen Menschen dazu, dass die Verdauung in Bewegung kommt und der Stoffwechsel angeregt wird. Daher kann die treibende Kraft im Ingwer sowohl Fluch als auch Segen sein.
Ingwer steht in Verdacht, die Blutgerinnung zu dämpfen. Auch wenn dieser Umstand noch nicht wissenschaftlich bewiesen wurde, sollten Menschen, die regelmäßig Blutverdünner einnehmen, vor dem gezielten Einsatz von Ingwer mit ihrem Arzt reden.
Wem scharfes Essen auf Magen und Darm schlägt, dem ist zu viel Ingwer im Essen nicht zu empfehlen. Das Gleiche gilt für die stolzen Eigentümer von Gallensteinen, denn Ingwer regt die Produktion von Gallenflüssigkeit an, was bei den Betroffenen Schmerzen auslösen könnte.
Dosierung
Wer Ingwer regelmäßig als Beilage oder Würze im Essen nutzt, ist im Grunde präventiv schon ganz gut unterwegs. Gerade bei Erkältungen, Zahnschmerzen oder Übelkeit ist Ingwertee, ein Ingwer Shot oder auch eine Scheibe frischer Ingwer sehr zu empfehlen. Seien Sie jedoch immer vorsichtig und testen Sie ihre eigene Toleranz Grenze aus.
Wenn man die Einnahme von Ingwer nicht übertreibt, kann man am besten von der heilenden Knolle profitieren. Generell heißt es, bis zu
• 5 Gramm Ingwerpulver am Tag sind in Ordnung.
Bei frischem Ingwer empfehlen Experten die Menge von
• 50 Gramm täglich nicht zu überschreiten.
Zubereitung
Achten Sie beim Kauf einer Ingwerknolle darauf, dass diese eine silbrig glänzende glatte Haut aufweist. Denn nur dann handelt es sich wirklich um frischen Ingwer. Für die Zubereitung lässt sich bei einer frischen Knolle die Haut ganz einfach abkratzen – entweder mit einem Löffel oder einem scharfen Obstmesser.
Die geschälte Knolle können Sie dann einfach grob raspeln oder als kleine Stückchen zum Kochen und als Beilage im Salat verwenden.
Ingwertee ist ein beliebtes Erkältungsgetränk. Dafür reichen ein paar Scheiben von einer frischen Wurzel. Diese werden mit kochendem Wasser aufgegossen. Den Tee können Sie mit etwas Zitronensaft und Honig aufpeppen.
Wenn Sie das Rhizom als Pulver nutzen möchten, trocknen Sie die Knolle, indem Sie diese in dünne Scheiben schneiden und im Ofen bei ca. 40°C oder aber an der Luft über mehrere Tage trocknen. Danach müssen sie die Ingwerscheiben nur noch fein mahlen.
Ich persönlich gieße mir ein daumengroßes Stück der Knolle in Scheiben geschnitten 500 ml mit heißem Wasser auf und lasse ihn 15-20 Minuten ziehen. Im Sommer mische ich den den abgekühlten Sud mit Apfelsaft und im Winter trinke ich ihn warm mit etwas Honig.
Ich hatte vor einigen Wochen einen entzündete Zahnwurzel an einem Backenzahn. Der Zahn war extrem druck- und temperaturempfindlich und ich konnte nicht mehr darauf kauen. Ich habe mir alle Stunde eine frische Ingwerscheibe in die Wangentasche gelegt direkt an den Zahn und außerdem Ingwer-Apfel-Schorle getrunken. Nach 2-3 Tagen waren die Schmerzen weg und ich kann wieder auf dem Zahn kauen. Auch kalte und heiße Speisen und Getränke sind kein Problem mehr. Ich würde es selbst nicht glauben, hätte ich es nicht erlebt.